Oft werde ich gefragt, wie ich mich fühle, wenn ich vor dem leeren Torso eines Leichnams stehe. Meine Antwort ist je nach Fragendem eine unterschiedliche. Einmal sachlich nüchtern, das andere Mal emotionell empathisch. Relativ ist die Erwiderung natürlich auch, nämlich welchen Leichnam ich vor mir habe. Eine andere Frage, die ich höre, ist jene nach dem Tod. Wie gehe ich damit um?
Hat mich der tägliche Tod verändert?
Ich blicke ja in die leere Hülle-ein ganz eigener Moment. Ein Augenblick der Endlichkeit mit dem Gefühl der Unendlichkeit. Ein Moment, wo mir klar wird, was Heidegger mit der Eigentlichkeit im Dasein meint. Profanes zählt hier nicht mehr. Das ins Leben Geworfen-sein und die Verlorenheit im allgemeinen Man dringt tief aus dem Nachhirn in das corticale Bewusstsein. Während andere Grenzerfahrungen machen müssen, habe ich das Privileg von Berufs her, das Eigentliche zu erblicken. Doch es ist schon noch an einem selbst, die richtigen Schlüsse zu fassen und nicht durch die Versuchung des Man in die billige Überkompensation zu rutschen.
Das Bewusstsein des eigenen Todes befreit das Dasein aus den Fängen des Todes oder wie Heidegger in seinem epochalem Werk „Sein und Zeit“ formuliert: „Das Sein des Daseins findet seinen Sinn in der Zeitlichkeit“. Nicht Man stirbt, sondern ich werde sterben-Gedanken, die wir auch aus der Theologie als Memento mori kennen. Eigentlich sein ist also, seinem eigenen Selbst treu zu sein und nicht weil das Man das so will. Das Man, das andere meint und einem Selbst einschließt, wenn ich so handle und denke wie andere. Die Verlorenheit im Man, die Seins-Vergessenheit macht uns Uneigentlich.
Mit anderen Worten: nicht das eitle, verführerische Zeug der Sirenen, wie Konsum oder Machtzählen-und jeder der palliativ Menschen am Ende betreut hat, weiß, dass dann Reue zu spät ist. So lasst uns mehr Eigentlich-sein und im Mit-sein gemeinsam in-der-Welt-sein.