Eine Artikel für das Ärztemagazin 09.2012
Eine Universitätspathologie, die kaum befundende Ärzte mehr hat – Primariate, die selbst Kollegen aus Bulgarien nicht haben wollen – ein in die Jahre gekommener Kader, von dem etliche zu den Nachbarn abwandern – junge Kollegen, die kaum das Fach absolviert haben und dann aussteigen – Ausbildungsassistenten, die in den angrenzenden Ländern ihre Ausbildung absolvieren – viele weitere derartige Schlagzeilen könnte ich hier anführen ! Factum ist, dass Österreichs Pathologie in vielen Teilen keine Ärzte mehr hat und bekommt. Headhunter reisen umher und ködern mit mehr Lohn und Naturalien die letzten unseres Faches, um die offenen Stellen im Ausland zu besetzen. Warum ist das so? Ist das Fach Klinische Pathologie in unserem Land so unattraktiv? Ist Österreich so unbeliebt bei den eigenen Ärzten? Die Antwort ist nicht leicht! Ein Punkt ist sicherlich der magere Verdienst – doch kann dies alles sein? Gerade hat Niederösterreich das Spitalsärztegesetz novelliert und dabei die ärztlichen Gehälter allgemein für den Mittelbau angehoben. Sind PathologInnen also unersättlich? Was also läuft hier schief? Können es die Rahmenbedingungen sein, bei welchen das Jahresbudget einer Pathologie viel weniger ausmacht als ein einziges Sonographiegerät? Ergonomische Drehsessel, Fachliteratur und Online-Journale vom Dienstgeber sind dabei gar keine Diskussion wert, denn dies sei ja alles im Privatinteresse des einzelnen Pathologen. Oder ist es das Gesamtbild, dass wenig wertschätzend uns in die Ecke der Leichenschneider stellt, und uns zu Probenauslieferer für klinische Forschung degradiert? Doch da gibt es eine Reihe von klinischen Kollegen, die für ihre PathologInnen durchs Feuer gehen und sie Teil haben lassen am „Danke“ der Patienten. Wieso also ? Der Film „Der Aufschneider“ macht Furore, in dem – so behauptete man – Josef Hader einen ekeligen Loser-Typen spielen wollte. In diesem Radiobericht wurde er aber ganz und gar falsch wiedergegeben, denn – so Hader – die Pathologen sind die lustigsten Menschen und sitzen immer im Keller der Krankenhäuser. So haben wir sogar prominente Fans unseres Faches! Und doch, gibt es kaum Bewerber für unsere freien Stellen!? Und blicken wir über unsere Fachgrenzen hinaus, liest und hört man ähnliche Probleme in der Urologie oder Labormedizin. Ist die Misere der Pathologie nur ein apokalyptischer Vorreiter eines drohenden Personalkollaps in der Medizin? Noch weiß ich die Antwort nicht! Noch geht alles gut! Aber macht sich irgendjemand in den höheren Ebenen Gedanken darüber? Oder reicht der Fernblick nur bis zur nächsten Wahl?