Ich möchte schreiben, doch das Schreiben geht nicht.
Dabei ist doch schreiben so einfach ! Alle schreiben wir: Befunde, Diagnosen, Tagebücher, SMS, kaum Briefe, dafür umso mehr Mails in Undeutsch. Wieso geht es dann einfach nicht ? Was habe ich getan oder nicht getan ? Also schreiben wir über das Schreiben oder besser über das nicht schreiben können.
Wenn das Blatt Papier zum Feind wird und das Wort zur Qual.
Wenn Sprachlosigkeit das kreative Hirn lähmt. Hofmannsthal zerfielen die Worte im Munde wie modrige Pilze. Neurologisch hingegen wird das Nicht-Schreiben-Können mit einer gestörten Aktivität des Stirnlappens in Verbindunggebracht. Also eine Psychoneuropathologie ! Wussten wir es doch ! Symptome wie zwängliche Ritualisierungen, die z.B. bei Elias Canetti auftraten, der exakt 25Bleistifte spitzen musste, um seinen Writer’s Block zu überwinden. Andere zeigen körperliche Unruhe oder ähnliche vegetative Störungen, die nicht selten durch Nikotin-oder Alkoholmissbrauch kompensiert werden.
Doch wer oder was rettet nun den Schreiber, der nicht schreiben kann ?
Es kann wohl nur die mythische Kraft einer Muse sein ! Eine Muse, die als Personifikation des Unterbewussten auftaucht, einemmitreißt und stimuliert. Allerdings suchten manche den medikamentösen Reizauslöser, wie bei der Erzählung „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevensons, die während eines sechstägigen Kokainrauschentstanden sein soll. Für den sprachlosen Schreiber, bei dem sich die erstickend
Stummheit in seinem Gehirn breitmacht, sei gesagt, dass er oder sie unter der Mitternachtskrankheit leidet. Neurologin Alice Flaherty hat diesem Phänomen ein Buch gewidmet. Darin präsentiert sie Erkenntnisse aus der Hirnforschung, weswegen kreative Menschen so häufig unter Stimmungsstörungen leiden, oft emotional überlastet, ja bisweilen sogar manisch-depressiv sind. Die Rolle des Stirn-und Schläfenlappens, sowie des limbischen System beim inneren Zwang zu kommunizieren wird aufgezeigt.