Hygiene-Geschichte in Österreich

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Ein kolorierter Kupferstich des Hl. Rochus ziert das Titelblatt eines geschichtlichen Werkes, das im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaftenerschienen ist. Als Autor zeichnet der renommierte Grand Senior der Wiener Hygiene und Mikrobiologie, Heinz Flamm. Der frühere Ordinarius zeichnet in seinem Buch „Die Geschichte der Staatsarzneikunde, Hygiene, Medizinischen Mikrobiologie, Sozialmedizin und Tierseuchenlehre in Österreich und ihrer Vertreter“ die Entwicklung dieser so wichtigen Bereiche des Gesundheitswesens von der Antike bis heute nach. Es wäre kein „Flamm“, wenn dieses Werk sich nicht durch Genauigkeit der Recherche und Klarheit der Sprache auszeichnen würde. Schon dass einer zeitige Lehrbuch habe ich sehr geschätzt.

Als Pathologe freut mich, dass Kollege Flamm die Quervernetzung mit meinem Fach ebenso herstellt. Spannend fand ich darüber hinaus die jüngere zeitgeschichtliche Darstellung, die meine Generation teils als Student, teils als Assistent miterlebt hat. Viele Erinnerungen an „alte“ Professoren werden wach und so mancher Hintergrund, z.B. wie es zur Gründung der Wiener Hygienegruppe kam, wird dargestellt. Gerade der persönliche Bezug des Autors verleiht dem Werk eine besondere Note und lässt erkennen, dass selbst gute Ideen und hart erarbeitete etablierte Leistungsbereiche einemnekrotischen Zerfall zulaufen, wenn das Umfeld nicht passt.

Alleine die Idee einer Gesundheitsuniversität, die alle verwandten Studien wie Medizin, Pharmazie, Veterinärmedizin und alle medizinischen Assistenzberufe unter einem Dach vereint, finde ich großartig. Gerade wurde die Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften in Krems gegründet, die vielleicht ein erster Schritt in diese Richtung ist. Inhaltlich ist das Werk nach Fächern und danach in deren Persönlichkeiten gegliedert. Von Wien nach Graz, Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg geht der historische Streifzug in Österreich. Flamm blickt aber genauso über die Landesgrenzen zu unseren Nachbarn und präsentiert die Entwicklung der Staatsarzneikunde sowie seiner Nachfolger in Prag, Lemberg oder auch Krakau. Als spezielle Themen greift Kollege Flamm die Trinkwassernöte von 1838 und 1945, die Pockenbekämpfung, sowie die Errichtung neuer Institute wie der Sozialmedizin, der Tropenmedizin, Virologie, Umwelthygiene und Epidemiologie auf.

Heinz Flamm ist nicht nur ein sehr gutes klassisches historisches Werkgeglückt, sondern auch eine ausgezeichnete zeitgeschichtliche Präsentation mit Hintergrundinformationen eines Zeitzeugen.

Roland Sedivy (* 9. Mai 1963 in Wien) ist ein österreichischer Universitätsprofessor für Pathologie, Medizinrechtsexperte, Autor sowie Lebens- und Sozialberater. Sedivy war von 2007 bis 2016 Leiter der Klinischen Pathologie des Landesklinikums St. Pölten und bis 2019 stv. Chefarzt der Kantonspathologie Münsterlingen (Schweiz). Danach bis 2023 Vorstand des Instituts für Klinische Pathologie, Molekularpathologie und Mikrobiologie der Klinik Favoriten, dem früheren Kaiser Franz Josef-Spital, einem akademischen Lehrkrankenhaus der Medizinischen Universität Wien. Zeitgleich auch Vorstand des Institutes für Pathologie und Mikrobiologie der Klinik Landstraße (früher Rudolfstiftung). Außerdem war er von 2011 bis 2015 Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie. Als Universitätsprofessor war Sedivy an der Danube Private University in Krems im Fach Allgemeine Pathologie und Oralpathologie und an der Karl Landsteiner Universität in St. Pölten für Klinische Pathologie tätig. Seit 2019 lehrt Sedivy an der Sigmund Freud PrivatUniversität in Wien und wurde 2023 auf den Lehrstuhl für Klinische Pathologie und Molekularpathologie berufen.