Festellen des Todes
Die Grenze zwischen Tod und Leben genau zu definieren fällt oft schwer. Umso weiter man sich von der Grenze entfernt, desto leichter fällt eine Bestimmung, je näher man sich dieser Grenze annähert, desto verschwommener wird diese. So können Menschen mit Herzstillstand zum Beispiel oft wiederbelebt werden.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es sichere und unsichere Todeszeichen gibt:
sichere Todeszeichen
unsichere Todeszeichen
Scheintod (Vita Reducta)
Totenflecke: (Livores mortis)
Sobald ein Kreislaufstillstand eingetreten ist,
sinkt das Blut entsprechend der Schwerkraft nach unten.
Untenliegende Bereiche des Leichnams sind blutreich, obenliegende
blutarm. Dies führt zu einer dunkelrötlichen Verfärbung
der Haut. Stellen, an denen jedoch Knochen auf die Haut drücken, oder auf
welchen Gewicht des Körpers lastet, sowie zum Beispiel
Kleiderfalten, bleiben blass.
Erste Totenflecken treten bereits eine Stunde nach dem Tod auf. Nach 6-12
Stunden sind sie voll ausgebildet. Die Totenflecken lassen
sich bis zu 10 Stunden wegdrücken, bzw. umlagern. Wird
der Leichnam umgedreht, lagern sich die Totenflecke auf
der nun unteren Seite ab. Diese Umlagerungsfähigkeit verschwindet
etwa 12 Stunden nach dem Eintreten des Todes, da das Blut
durch Übertreten von Wasser in die umliegenden Gewebe eingedickt
und somit zähflüssig wird.
Totenstarre: (Rigor mortis)
Hier muss zunächst geklärt werden, wie
prinzipiell das Anspannen und Entspannen eines Muskels
funktioniert. Beim Kontrahieren eines Muskels gleiten in
den Muskelzellen Eiweißfäden aneinander vorbei. Um den
Muskel wieder zu relaxieren, müssen sich eben diese Fäden
wieder voneinander lösen. Dafür ist Energie nötig, welche
aus Adenosintriphosphat (ATP) gewonnen wird. ATP wird aber
nach dem Tod nicht wiederaufgebaut. Muskeln können sich
nach dem Tod aufgrund eines äußeren oder inneren Reizes
noch zusammenziehen, sobald jedoch der ATP-Gehalt auf 85%
des Normalwertes fällt aber nicht mehr entspannen.
Nach ca. ein bis zwei Stunden geraten die ersten Muskeln
in den Starrezustand. Meistens beginnend bei den Kiefergelenken
und folglich absteigend der Nacken, die oberen
und letztendlich die unteren Extremitäten (Nysten-Regel);
Nach sechs bis zwölf Stunden ist die gesamte Muskulatur starr.
Nach 36 bis 48 Stunden beginnt sich die Totenstarre wieder
zu lösen. Dies geschieht aufgrund der Auflösungs- bzw. Fäulnisvorgänge
im Körper, welche die Muskeleiweiße verändern.
Fäulnis:
Mit dem Tod enden nach und nach alle Abwehrvorgänge. Bakterien, hauptsächlich aus dem Darm, breiten sich im Körper aus und zersetzen die Körpergewebe. Dabei bilden sie Fäulnisgase (unter anderem Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Methan), die den unangenehmen Geruch verursachen. Die Fäulnis verursacht eine Auftreibung des Körpers und eine grünliche Verfärbung der Haut. Die Gase breiten sich besonders schnell in den Venen aus. Durch diesen Druck wird Blut durch die Venenwand gepresst, wesshalb die Hautvenen besonders deutlich sichtbar werden.
Verletzung:
Zusätzlich zu den drei eben angeführten sicheren Todeszeichen muss zur Vervollständigung noch der Punkt Verletztung angeführt werden. Hiermit sind offensichtlich Merkmale gemeint, wie zum Beispiel ein abgetrennter Kopf.
Ist bereits eines der sicheren Todeszeichen eingetreten, kann man mit Sicherheit vom Tod der Person ausgehen. Nicht eindeutig ist die Situation beim Eintreten eines oder mehrerer der folgenden unsicheren Todeszeichen:
Fehlende Atmung
Fehlender Puls
Fehlender Herzschlag
Bewustlosigkeit
Unterkühlung
Lähmung
Fehlender Pupillenreflex
Trübung der Hornhaut
Definition des Scheintodes: Zustand tiefer Bewusstlosigkeit mit klinisch nicht oder kaum nachweisbaren Lebenszeichen, jedoch ohne sichere Todeszeichen. Mögliche Ursachen für einen Scheintod können der A-E-I-O-U Regel nach Bahrmann und der BEACHTEN Regel nach Arbab-Zadeh entnommen werden:
A: Alkohol, Anoxie (Fehlen von Sauerstoff), Anämie (Blutarmut), Azeton (Diabetisches Koma)
E: Epilepsie, Elektrizität (Blitz, starker Stromschlag), Ertrinken
I: Injury (Verletzung, meist Schädel-Hirn-Trauma)
O: Opium (Betäubungsmittel, Barbiturate)
U: Urämie, Unterkühlung (Hypothermie)
1. B = Badeunfall
2. E = Epilepsie
3. A = Alkoholintoxikation
4. C = Coma
5. H = Hirnblutung
6. T = Trauma
7. E = Elektrizität
8. N = Narkotika